Geschichtliches, Daten und Fakten:

Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht; dass sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!

Ulbricht war damit der erste Mensch, der den Begriff Mauer in diesem Kontext verwendete – zwei Monate bevor sie stand.

1961 nahm die Flüchtlingswelle über Berlin für die DDR bedrohliche Ausmaße an. Im August wurde daher beschlossen, den sowjetischen Sektor und das Berliner Umland von den drei westlichen Sektoren zu trennen. Am frühen Morgen des 13. August 1961 begannen Hunderte von Polizisten und Soldaten der DDR, das östliche Berlin sowie das Umland von West-Berlin abzuriegeln. Zunächst wurde provisorisch Stacheldraht ausgerollt. Bereits in den nächsten Tagen wurde begonnen, diesen durch eine Steinmauer zu ersetzen. Menschen, die direkt im Ostteil an der Sektorengrenze lebten, mussten ihre Wohnungen verlassen. Türen und Fenster in Richtung Westen wurden zugemauert

   

Zwischen dem 13.8.61 und Ende 1962 flüchteten 14.268 Personen unter Lebensgefahr über die innerdeutsche Grenze bzw. die Berliner Mauer, 1964 waren es nur noch 3.155 und 1974 lediglich 969 Flüchtlinge. 1985 schafften es gerade noch 160 Menschen, die Sperranlagen zu überwinden.

 

bis 1960

ab 1961

gesamt

Todesopfer gesamt

159

262

421

Innerstädtische Grenze Berlin

11

79

90

Ring um Berlin

19

43

62

Innerdeutsche Grenze

116

132

248

Ostsee

8

-

8

Sonstige Grenze (CSSR/Polen)

5

8

13

Gesamt

159

262

421

           

 

vor 13.08.1961

ab 13.08.1961

gesamt

Berliner Grenze/Mauer

16

238

254

innerdeutsche Landgrenze

105

267

372

Ostsee

15

174

189

Grenze von Bulgarien, CSSR, Polen, Ungarn (nur DDR-Bürger)

4

43

47

Sonstige Fluchtwege(Flugzeugentführung, Warenexport, Transitwege)

0

7

7

Angehörige des DDR-Grenzdienstes bei der Fluchtabwehr

11

16

27

Sowjetische Fahnenflüchtige

11

10

21

Flugzeugabschüsse im Grenzgebiet

18

3

21

Sonstige

12

7

19

Gesamt

192

765

957

Die Mauer wurde im Laufe der Zeit ein unüberwindbares System für die Menschen der DDR, die sich nach Freiheit in den westlichen Ländern Europas sehnten. Unter anderem wurden zum Errichten der Mauer und Verhindern von Fluchtversuchen folgende Materialien verwendet:

Betonplattenwand mit Rohrauflage

Metallgitterzaun

Grundstücksmauern

Beobachtungstürme

Bunker

Hundelaufanlagen

Kfz-Sperrgräben

Kontakt- bzw. Signalzaun

Betonsperrmauern

Selbstschussanlagen

Minenfelder

Lichtsperren (Bogenlampen)

Kolonnenweg

 

Hunde an der Deutsch- Deutschen Grenze:

Viele Besucher unserer Seiten sprechen mich bezüglich der DDR Schäferhunde an der Mauer an. Ehrlich gesagt, fällt mir kein Grund ein, warum dieses Thema die Menschen so brennend interessiert. Wahrscheinlich sind es die Gerüchte und Vorurteile, die man Schäferhunden aus DDR Linien in Verbindung mit der früheren Grenze nachsagt.

1974 und 1975 gehörte ich den Truppen der NVA als Grenzsoldat an, um dort den damaligen Grundwehrdienst zu leisten. Ich versuche euch nun meine Sicht über die Mauerhunde für den Grenzabschnitt Salzwedel zu schildern, in dem ich stationiert war.

Es gibt mir bekannte Gerüchte:

- Hunde wurden an der Grenze sehr schlecht versorgt

- Hunde waren aggressiv und scharf (so genannte Menschenfresser)

- Hunde wurden auf Menschen regelrecht losgelassen

Nun meine Aufgabe an der Grenze bestand darin, ca. 80 Hunde täglich zu betreuen, die zur Grenzbewachung eingesetzt wurden. Sie waren an Seiltrassen gekettet oder freilaufend in Laufgehegen unterwegs. Weiterhin hatten wir eine spezielle Hundemeute, die für den so genannten Ernstfall an der Mauer ausgebildet wurde, um die "Grenzverletzer" von Ost nach West zu stellen. Sie bestand aus 4 Hündinnen und einem Rüden.

Diese 5 Tiere waren sehr gut ausgebildet, sie bissen im Training auf den Ganzkörperschutzanzug. Die Hundemeute wurde nur im Schutzdienst sehr gut ausgebildet, während die "Grenzaufklärer" Tiere trainierten, die auch für die Fährtensuche sehr gut geeignet waren.   

Kam es dazu, dass ein "Flüchtling" in Grenznähe vermutet wurde, mussten wir mit der Hundemeute in die entsprechende Gegend ausrücken. Durch die Ausbildung mit Hundepfeifen leiteten wir sie bei den Einsätzen mit Signalen in die richtigen Gebiete.

Im großen und Ganzen war die Masse der Hunde aber nicht abgerichtet, geschweige denn ausgebildet. Der überwiegende Teil der Tiere war nervenschwach, die bei der kleinsten Kleinigkeit losbellten und Alarm schlugen. Überdies waren auch Hunde dabei, die für die Zucht im Schäferhundverband nicht zu verwenden waren mit kleinen anatomischen Mängeln wie zum Beispiel Zahnfehler, Einhoder, Übergröße, etc.

In erste Linie waren die Hunde zur Abschreckung angedacht. Dadurch, dass eine Vielzahl von ihnen an der Grenze stationiert war und alle zusammen kläfften, machte sich natürlich Angst breit. Somit wurde das Ziel des DDR Regimes erreicht.

Schlugen Hunde in der Nacht oder am Tag Alarm war es strikte Anweisung für die "Grenzer", dass sie das Gebiet rund um den Hund gründlich abzusuchen hatten. Aufgrund der beschriebenen Nervenschwäche kam das Spektakel sehr oft vor, während sich die Hunde dabei gegenseitig aufheizten, hatten die "Grenzer" so manch einen Weg umsonst zu gehen.

.   

Die ärztliche Versorgung in unserem Bereich war nahezu tadellos. Die Hunde wurden geimpft, untersucht und bei Krankheit versorgt. Im "Objekt" waren weitere Hunde untergebracht, die im Wechsel in die Laufgehege oder an die Seiltrassen gekettet wurden, damit sich die kranken Tiere erholen konnten. Gefüttert wurden sie mit Frischfleisch, Trockenfutter, Pansen etc.

Ich habe auch schon mal gehört, dass die Grenzhunde angeblich mit Blut gefüttert wurden, damit sie die "Grenzverletzer" aggressiver und tödlicher stellten. Dazu kann ich nur sagen, alles Phantasien aus einem schlechten Horrorfilm.

Fest steht dennoch, dass es auch richtig böse Hunde gab, denen sich ein Mensch lieber nicht hätte nähern sollen. Schlecht für die Ausbildung zu gebrauchen, da unberechenbar für den Menschen. Die Hunde waren aber eine Seltenheit. In den Gebieten in denen es Versuche gab das Land in Richtung BRD zu verlassen, wurden sie verstärkt eingesetzt bzw. an den Orten, an denen es bereits zu "Grenzübertritten" gekommen war.

Der heutige Zoll oder die Polizei würden in einem WM Finale zwischen Deutschland und Holland doch auch keine Schosshunde für den Schutz der Bürger einsetzen. Aus der Sicht des Regimes war der Schritt durchaus nachvollziehbar.

In der Zeit, in der ich als Grenzsoldat dienen musste, habe ich auch nie erlebt, dass Hunde auf Flüchtlinge gehetzt wurden oder ähnliches. Der Grenzabschnitt Salzwedel beherbergte ausschließlich Schäferhunde. In anderen Abschnitten mag dies anders gewesen sein. Die Schäferhunde wurden bei Züchtern oder Privatleuten vom Grenzregiment gekauft. An der Grenze selber wurde aber verwunderlicherweise nie gezüchtet und versucht die Population bzw. Hundebestand auf diesem Weg zu erweitern.

Soweit so gut, ich hoffe nun, dass ich mit diesem kleinen Auszug aus dem Leben als Grundwehrdienstleistender in der Grenzhundestaffel ein wenig Licht in das Dunkel rund um den Schäferhund als Mauerhund bringen konnte.